Wir starten mit 10 guten Vorsätzen in das neue Gartenjahr. Wer macht mit? Hier sind unsere Anregungen für einen rundum glücklichen Garten.
Streifzug Sortenvielfalt - Tomaten in Hülle und Fülle
Das Frühjahr bricht an und passionierten Gärtnern jucken die Finger: Zeit, Gemüse und Sommerblumen auszusäen und die Anbauplanung im Nutzgarten in Angriff zu nehmen. Saatgut-Tauschbörsen und Samenkataloge locken mit Raritäten und Besonderheiten.
Mitte bis Ende März ist ein guter Aussaat-Zeitpunkt für eines unserer beliebtesten Gemüse, die Tomate. Mit großer Sortenvielfalt hat sie in den letzten Jahren das Herz und den Markt der Freizeitgärtner erobert. Zahlreiche Liebhaber sammeln und vermehren das vielseitige Gemüse mittlerweile selbst. Tomaten sind gute Selbstbestäuber. Deshalb können samenfeste Sorten im Eigenbau über Jahre ohne Qualitätsverlust weiter vermehrt werden, auch wenn der Freizeitgärtner nur wenige Pflanzen der jeweiligen Sorte in seinem Nutzgarten kultiviert oder Pflanzen verschiedener Sorten unmittelbar nebeneinander wachsen.
Samenfest - was bedeutet das?
Als "samenfest" bezeichnet man Sorten, deren Aussaat die gleichen Eigenschaften wie die Mutterpflanze zeigt. Grundsätzlich geht die generative Vermehrung - also die Vermehrung über Samen - immer mit der Neukombination von Erbanlagen einher. Ob im Tier- oder im Pflanzenreich gelten dafür die Grundregeln der Genetik: Eine Eizelle wird befruchtet und die genetischen Eigenschaften beider Eltern zeigen sich zu variablen Anteilen im Nachwuchs. Alte Gemüsesorten haben oft bereits eine lange Zuchtgeschichte hinter sich. Als samenfest dürfen sie gelten, wenn die kontinuierliche Auslese erreicht hat, dass der Pflanzennachwuchs nicht von Aussehen, Geschmack und Wuchsverhalten der Elterngeneration abweicht.
Deshalb können samenfeste Sorten gut durch die Gewinnung von eigenem Saatgut weiter vermehrt werden. Traditionell führten Bauern- und Gärtnerfamilien auf diese Art ihre hauseigenen Gemüsesorten über Generationen. Aus dieser Praxis ist uns zum Beispiel der Bamberger Rettich erhalten geblieben.
Wer Gemüsesamen kauft, wird recht häufig den Vermerk "F1" auf dem Tütchen lesen. Dieser Hinweis bedeutet, das entsprechende Saatgut wurde durch die gezielte Kreuzung zweier unterschiedlicher Eltern-Sorten erzeugt. Diese erste aus der Kreuzung hervorgehende Generation - die F1-Generation - zeigt einheitlich die Eigenschaften, die der Züchter zu erreichen wünscht. Oft sind derartige Hybrid-Sorten besonders ertragreich, wuchsfreudig oder widerstandsfähig. Allerdings erlebt ein Gärtner, der aus diesen F1-Pflanzen Samen nimmt, bei der Aussaat eine willkürliche "Lotterie": In der zweiten Generation ergibt sich eine zufällige Neukombination von Erbgut. Die ausgesäten Pflanzen der F2-Generation unterscheiden sich sehr stark voneinander und von der beernteten Mutterpflanze.
Aufzucht aus selbst geernteten Samen
Wer sich in der Anzucht von eigenem Gemüse versuchen will, kann mit der Aussaat von Tomaten erste Erfolgserlebnisse sammeln. Die Weitervermehrung samenfester alter Sorten gelingt in aller Regel gut. Zur Samengewinnung wählt man eine sehr reife, gut entwickelte Frucht und löst die von einem gallertartigen Mantel umgebenen Samen aus dem Fruchtfleisch.
In einem kleinen Glas mit Wasser lässt man diese Masse ein bis zwei Tage abgedeckt bei Zimmertemperatur stehen. Zersetzungsprozesse lösen den Samenmantel, so dass sich die Samenkörner anschließend unter fließendem kalten Wasser in einem Sieb sauber waschen lassen. Ausgebreitet auf einem Geschirr- oder Küchentuch dürfen die Samen einige Tage abtrocknen, ebenfalls bei Zimmertemperatur. Trocken, dunkel und kühl gelagert bleiben Tomatensamen bis zu fünf Jahre lang keimfähig, manche Sorten sogar länger. Zur Aufbewahrung bewähren sich Papiertütchen oder Teefilterbeutel.
Aussaat
Um den richtigen Aussaatzeitpunkt kreisen so manche Mythen: Ganz eifrige Freizeitgärtner gehen bereits im Februar ans Werk, andere warten bis Mitte April. Nach der Keimung, die relativ schnell nach ungefähr einer Woche erfolgt, benötigt die junge Tomatenpflanze möglichst konstante Temperaturen von 15-20°C, gleichmäßige Bodenfeuchte und ausreichend Helligkeit zur optimalen Entwicklung. Wer Tomaten in der Wohnung zieht, sollte deshalb die kurzen, dunklen Tage im Februar verstreichen lassen und erst im März mit der Aussaat beginnen. In der Saatschale sollten die Samen ungefähr 2 cm Abstand haben, damit die Keimlinge nicht um Licht und Nahrung kämpfen müssen.
Sobald nach den Keimblättern die ersten voll ausgebildeten Hochblätter erscheinen, können die Pflänzchen pikiert werden. Es schadet nicht, sie dabei etwas tiefer einzupflanzen. Um die Sämlinge abzuhärten, dürfen sie an den ersten warmen Frühlingstagen tagsüber ins Freie gestellt werden. Eines sollte man jedoch nie vergessen: Tomaten reagieren äußerst empfindlich auf Kälte. Temperaturen unter 10°C behagen ihnen nicht, unter 5°C zeigen die Pflanzen deutliche Kälteschäden.
Die Umstellung von der Fensterbank zum Garten sollte nicht zu abrupt ausfallen: Die zarten Jungpflanzen können sich an einem windgeschützten und eher halbschattigen Platz langsam an die Freiluft gewöhnen. Später bevorzugen die Tomaten dann einen möglichst sonnigen und gut durchlüfteten Standort. Je mehr Sonne eine Tomatenpflanze genießt, desto süßer und aromatischer schmecken die Früchte.
Pflanzung und Düngung
Erst nach den "Eisheiligen" (Mitte bis Ende Mai) werden die Tomaten endgültig ins Freie versetzt, entweder auf das vorbereitete Gemüsebeet oder - wie bei vielen Balkon-Gärtnern beliebt - in einen Topf mit mindestens 20 Litern Erdvolumen. Unbesorgt darf man die Jungpflanze dabei bis zu eine Handbreit tiefer setzen, denn Tomaten haben die Fähigkeit, bei Erdkontakt am Haupttrieb neue Wurzeln auszubilden. So vergrößert die Jungpflanze schnell ihr Wurzelvolumen und legt im Idealfall einen regelrechten Schnellstart hin. In dieser Phase sollte man auf keinen Fall den Fehler machen, sie zu stark zu düngen! Zwar sind Tomaten Starkzehrer, das heißt, sie haben einen hohen Nährstoffbedarf, wer aber bereits in der Aufwuchsphase zu viel Stickstoff gibt, produziert Pflanzen mit sehr viel Blattmasse und wenig Blütenansätzen.
Besser ist eine angepasste, ausgewogene Versorgung mit langsam fließenden organischen Düngern. Bei normalen Gartenböden reicht dazu die Einarbeitung von etwas Kompost im Frühjahr. Für die Topfkultur eignen sich Hornspäne (Stickstoffdünger mit langer Umsetzungsphase) oder Tomaten-Langzeitdünger aus dem Fachhandel, möglichst auf organischer Basis. Sobald die Tomaten Früchte ansetzen, kann eine Nachdüngung mit schnell wirkenden Flüssigdüngern die Nährstoffversorgung unterstützen. Im Garten gedeiht die Tomatenkultur auf diese Weise über mehrere Jahre am gleichen Standort, nach spätestens vier bis fünf Jahren ist aber auch für dieses Gemüse ein Standortwechsel ratsam, um Bodenermüdung zu vermeiden.
Wer feststellt, dass seine Tomaten trotz üppiger Blüte nur wenig Früchte ansetzen, dem hilft ein kleiner Trick: Schütteln Sie im Vorbeigehen einfach öfter einmal die Blütenstände! Das gleicht fehlende Luftbewegung oder einen Mangel an bestäubenden Insekten aus und hilft den Blüten, sich selbst zu befruchten. Für einige Sorten ist es allerdings normal, dass sich nicht aus allen Blüten Früchte entwickeln. Besonders großfruchtige Fleischtomaten bilden gelegentlich nur ein, zwei oder drei Früchte pro Blütenstand, konzentrieren dann aber ihre ganze Kraft auf die Versorgung der ausgewählten Prachtexemplare.
Wasserversorgung
Besonders bei der Haltung in Töpfen ist neben der richtigen Düngung die konstante Wasserversorgung einer der wichtigsten Kulturfaktoren. Pflanzen, die abwechselnd austrocknen und dann wieder "ertränkt" werden, reagieren schnell mit physiologischen Schäden, die sich an den Früchten als Platzrisse oder Blütenendfäule bemerkbar machen können. Das aufmerksame Prüfen der Bodenfeuchte und angepasstes morgendliches Gießen ist sowohl in ausgesprochenen Hitzeperioden als auch bei kühler Witterung angeraten. Bewährt haben sich Tröpfchenbewässerungssysteme, idealerweise kombiniert mit Bodenfeuchte-Sensoren. Mittlerweile sind solche wassersparenden technischen Lösungen auch für Freizeitgärtner erschwinglich.
Pflanzenschutz
Der gefürchteten Braunfäule, einer Tomatenkrankheit, die ganze Kulturen innerhalb kurzer Zeit vernichtet, beugt man am besten vor, indem man den Infektionsweg der Pilzerkrankung unterbricht. Die Sporen verbreiten sich vorwiegend über die Luft, es ist daher nur bedingt sinnvoll, Bodenaustausch vorzunehmen oder Stäbe und Anbindematerial aufwändig zu reinigen. Seitdem die Krankheit ohne ihren früheren Zwischenwirt, die Kartoffel, auskommt und Tomatenpflanzen direkt befällt, setzt die Infektion deutlich früher im Sommer ein. Befallene Früchte sind ungenießbar. Unter Umständen fällt also eine ganze Erntesaison aus. Das ist besonders dann ärgerlich, wenn liebevoll ausgewählte alte Sorten angezogen wurden.
Was tun? Die Lösung ist denkbar einfach: Da der Pilz das gesunde Gewebe der Pflanze nur infiziert, wenn das Laub nass ist, hält man Dauerregen mit Hilfe einer transparenten Überdachung ab. Ausreichender Pflanzabstand und gute Durchlüftung verhindern, dass sich auf den Blättern Feuchtigkeit in Form von Kondenswasser niederschlägt. Faustregel: Setzen Sie nicht mehr als fünf Pflanzen auf zwei Quadratmeter! Stehende Luft ist ein Risikofaktor, deshalb besser keine Folie an den Seiten der Überdachung herunter ziehen, sondern lieber einen großzügigen Dachüberstand als Regenschutz einplanen. Auch eine gut besonnte, ost- oder südausgerichtete Gebäudefassade mit Dachüberstand kann zur Aufstellung von Tomatenpflanzen gute Dienste leisten.
Wer es schafft, auf diese Weise der Braunfäule ein Schnippchen zu schlagen, ist nicht auf die wenigen braunfäuletoleranten Sorten auf dem Markt beschränkt, sondern kann den ganzen Reichtum der Tomaten-Vielfalt in seinem Garten und in seiner Küche ausprobieren. In unserer Bildergalerie sehen Sie einige Sortenbeispiele, die einen kleinen Einblick in das riesige Spektrum zeigen. Viel Spaß!
Fotos: Alexandra Klemisch