Gartentipp des Monats

Wir starten mit 10 guten Vorsätzen in das neue Gartenjahr. Wer macht mit? Hier sind unsere Anregungen für einen rundum glücklichen Garten.

mehr...

Am Ende mit Schnecken?

Im Gemüsegarten sind sie das Feindbild Nummer eins: Schnecken! Mit scheinbar ungezügeltem Appetit fallen die Weichtiere über zartes Blattgrün her und bremsen mit ihrem Heißhunger die Jungpflanzenanzucht im Gemüse- oder Blumengarten dramatisch aus. Das große Fressen beginnt im Frühjahr und setzt sich, begünstigt durch feuchte Wetterlagen, vom Sommer bis in den Herbst fort. Vor allem Gärten in feuchten, kühlen Lagen, in der Nähe von Gewässern oder an Gehölzrändern sind stark betroffen.

Schnecken zählen zu den Destruenten, d.h. ihre Aufgabe im Ökosystem ist es, abgestorbene Pflanzenmasse zu verwerten

Wer Schnecken den Kampf ansagt, dem stehen vielerlei Mittel und Methoden zur Auswahl. Welche jeweils zum Erfolg führt, hängt nicht zuletzt von der Geduld und Einsatzbereitschaft der Gärtnernden ab.

Vorneweg jedoch ein wichtiger Hinweis: Schnecken gehören wie jedes andere heimische Tier in unser Ökosystem. Ihr „Job" ist es, absterbendes und totes Pflanzengewebe zu entsorgen. Damit gehören sie zu dem großen Kreis der Destruenten, d.h. der Tierarten, die für die Umsetzung von Pflanzen und zur Bildung von nahrhafter Erde beitragen. Natürlich darf man sie dorthin wünschen, wo der Pfeffer wächst. Bei allem Ärger sollten wir uns allerdings auch fragen, weshalb sie sich eigentlich so sehr für unser Gemüse interessieren.

Weinbergschnecken ernähren sich von toter Blattmasse, Moosen und Algen

Wer frisst denn da?

In Deutschland sind hunderte verschiedener Schneckenarten heimisch. Der Großteil der an Land lebenden Arten, von denen viele auch im Garten vorkommen, ist für unser Gemüse aber keine Gefahr. Einfache Faustregel: Trägt die Schnecke ein Häuschen, verdient sie nicht nur einen Sympathie-Bonus, weil sie nett anzusehen ist, sondern auch, weil sie sich in aller Regel mit bereits abgestorbenem Pflanzengewebe begnügt oder Algen und Moose von rauen Oberflächen abweidet. Zu ihnen gehört eine unserer größten Schneckenarten, die streng geschützte Weinbergschnecke. Aber auch ihre kleineren Verwandten, die Hain- und Garten-Bänderschnecken, vergreifen sich normalerweise nicht an dem, was uns lieb und teuer ist.

Die Große Egelschnecke, auch Tigerschnegel genannt, ist ein nützlicher Gartenhelfer

Heißt das im Umkehrschluss, alle Nacktschnecken sind erbarmungslos zu verfolgen? Klare Antwort: Nein! Zwar fallen unter den gefräßigen Kriechern die rötlichen, braunen oder schwarzen Weg- und Ackerschnecken besonders ins Gewicht, einer ihrer aktivsten Fressfeinde ist aber ausgerechnet ebenfalls eine Nacktschnecke.

Die Große Egelschnecke, auch Tigerschnegel genannt, vertilgt sowohl Gelege als auch ausgewachsene Exemplare der gefürchteten Wegschnecke. Zu erkennen ist der ausgesprochen schützenswerte Nützling an seinem modischen Raubkatzen-Outfit: Auf hellbraunem Grund trägt seine Haut ein dunkelbraunes Fleckenmuster, das etwas variabel ist und bei einzelnen Exemplaren eher an Leopardenflecken, bei anderen an Tigerstreifen erinnert. Selten treten auch komplett schwarze Tigerschnegel auf. Nicht zu verwechseln sind die großen, auffällig gemusterten Schnegel mit Wegschnecken-Jungtieren, die gelegentlich blasse, streifenförmige Bänderungen an den Seiten aufweisen. Ein zweites Bestimmungsmerkmal, das ungewöhnlich gefärbte Schnegel sicher von Wegschnecken unterscheidet, ist ihr Atemloch: Alle Nacktschnecken haben auf dem Rücken eine kleine rundliche Aussparung. Bei Schnegeln sitzt sie im hinteren Teil des Rückenschildes, bei Wegschnecken dagegen vorn. Im Gegensatz zu den Weg- oder Ackerschnecken bauen Schnegel nur kleine Populationen auf, sind also eher als Einzeltiere anzutreffen.

Besonders gefährdet: Junger Salat

Lieblingsspeise Salat

Das Bild ist leider bekannt: Gestern ausgepflanzt sind von zarten Salat-Jungpflänzchen nicht einmal mehr Blattstrünke übrig. Über Nacht haben Nacktschnecken das ganze Beet abgeweidet und spöttisch ein paar Schleimspuren hinterlassen. Das Wildkraut links und rechts des Beetes haben sie dagegen offenbar keines Blickes gewürdigt. Reine Bosheit?

Dass den Nacktschnecken genau das schmeckt, was auch wir Menschen gerne auf dem Teller sehen, lässt sich denkbar einfach erklären. Pflanzen haben unterschiedliche Strategien, sich Fressfeinde vom Leib zu halten.

Der Lattich, wilder Urvater unseres Kopfsalats hat Abwehrstrategien gegen Fressfeinde

Der wilde Vater unseres Salats, der Lattich, verlässt sich auf Bitterstoffe, stachelige Blattspitzen und eine eher zähe Blattstruktur. Genau diese Faktoren hat der Mensch ihm durch Züchtung ausgetrieben. Denn zart, saftig und mild, ohne irgendwelche abschreckenden Zwischentöne sollen Kopf- und Eisbergsalat schließlich schmecken. Leider nicht nur uns, sondern auch den Schnecken.

Daraus leitet sich einerseits ein besseres Verständnis für die Salat-Feinschmecker unter den Gartentieren ab, andererseits auch schon ein Hinweis auf die Bekämpfungsstrategie: Besonders gefährdete Gemüsesorten erfordern besondere Maßnahmen, während andere ohne viel Schutz auskommen.

Nicht auf dem Speiseplan der Nacktschnecken stehen Fenchel, Lauch, Zwiebeln, Sellerie, Pastinaken und Tomaten. Salate, die noch natürliche Bitterstoffe enthalten, wie z.B. Zucker-hut, Chicorée, Radicchio oder Endivien-Salat kommen ziemlich ungeschoren davon. Auch Schnittlauch, Petersilie, Knoblauch, Kerbel, Kümmel oder Thymian werden nicht verspeist.

Gefährdet sind dagegen neben den beliebten Eisberg-, Pflück- und Kopfsalaten mild schmeckende Kohlsorten wie Weißkohl, Wirsing, Pak Choi oder Chinakohl. Außerdem - besonders als Jungpflanzen - Erbsen, Bohnen, Kürbis, Gurken, Mangold, Rote Bete, Karotten, Radieschen, Rettiche, Mairüben, Spinat und Basilikum.

Was tun?

Schneckenkorn sollte man nach Möglichkeit aus dem Garten verbannen. Zwar gibt es neben der chemischen Keule Metaldehyd auch das im Bio-Anbau zugelassene Eisen-III-Phosphat zu kaufen, aber am Ende schaden diese Mittel eben nicht nur gefräßigen Nacktschnecken, sondern auch harmlosen oder gar nützlichen Schneckenarten.

Ein Schneckenzaun schützt den Gemüsegarten

Eine einfache Methode stellen Schneckenzäune dar, die besonders gefährdete Gemüsekulturen wirkungsvoll vor der Zuwanderung der Schnecken schützen. Gute Schneckenzäune sollten einen nach außen übergebogenen, doppelt abgeknickten Rand besitzen, dessen Winkel 40 bis 50 Grad aufweist. Ein solches Hindernis kann selbst die athletischste Schnecke nicht überwinden. Doch Vorsicht! Kurz nach Aufstellen des Schneckenzauns sollte man im Innenbereich noch einige Zeit sorgsame Schneckenjagd betreiben, denn aus überwinterten Gelegen im Boden können im Frühjahr Jungschnecken schlüpfen. Außerdem muss der Zaun ständig auf überhängende Pflanzen kontrolliert werden, denn Schnecken kriechen sonst über diese „Brücken" in den geschützten Bereich.

Bierfallen, die lange Zeit als wirkungsvolle und schonende Bekämpfungsmethode galten, haben sich als nachteilig herausgestellt. Zum einen ertrinken in dem duftenden Gebräu auch nützliche Tiere wie Laufkäfer, zum anderen kann es passieren, dass die Bierfalle über weite Strecken ihre Lockwirkung entfaltet und so erst recht die Zuwanderung von Schnecken in den Gemüsegarten provoziert.

Schnecken ziehen sich tagsüber gern in dunkle, feuchte Verstecke zurück

Das Absammeln der Schnecken während der abendlichen Dämmerung ist eine zuverlässige, allerdings auch aufwändige Bekämpfungsmethode, die sich nur auf kleineren Flächen umsetzen lässt und viel Durchhaltevermögen erfordert. Alternativ kann man alte Bretter, flache Steine oder angewelkte Salatblätter auslegen, unter die sich die Schnecken zurückziehen. In diesem Versteck sind sie bei einem morgendlichen Kontrollgang leicht zu finden und zu entfernen.

Hühner fressen Schneckengelege und junge Schnecken

Übrigens: Besonders auf dem Land trug die Haltung von frei laufendem Geflügel früher dazu bei, dass Schnecken und ihre Gelege biologisch entsorgt wurden, bevor sie den Gemüsegarten überfallen konnten. Hühner picken Gelege und kleinere Schnecken auf. Laufenten fressen sogar dicke Wegschnecken, benötigen aber immer reichlich Wasser zum Herunterspülen. Im Gemüsegarten selbst sollte man sie nicht unbedingt frei herumlaufen lassen, denn auch ihnen schmeckt der Salat. In jedem Fall ist die Entscheidung zur Tierhaltung ein verantwortungsvoller Schritt, der wohl überlegt sein will.

Krähenvögel zählen zu den Schnecken-Vertilgern

Der Feind meines Feindes...

Es liegt der Verdacht nahe, dass in vielen unserer ausgeräumten Gärten Rückzugsorte für die große Schar der heimischen Schnecken-Vertilger fehlen. Richten Sie solche Stellen bewusst wieder ein! Jeder Garten hat Platz für eine „wilde Ecke", in der nicht ständig geharkt, geräumt und weggeputzt wird, in der alte Holzstapel, Stein- und Reisighaufen, Büsche und Brennnesseln ein Refugium für Nützlinge wie Igel, Spitzmäuse, Blindschleichen, Zauneidechsen, Drosseln, Laufkäfer, Kröten, Frösche, Salamander, Spinnen, Hundertfüßer, Laufkäfer oder Glühwürmchen bilden können. Denn bei all den aufgezählten Tierarten stehen Schnecken unterschiedlicher Arten auf dem Speisezettel! Sogar Krähen und Elstern, die allgemein einen schlechten Ruf genießen, und Störche, die Glücksbringer schlechthin, lassen sich Schnecken schmecken. Hätten Sie's gewusst?

Direkt neben dem Gemüsebeet empfiehlt es sich dagegen, nicht allzu viel dichten Wildwuchs zuzulassen. Eine Zone von ca. 1 m Breite, die frei und kurz gehalten wird, verhindert zwar nicht die Einwanderung von Schnecken in die Gemüsekulturen, lindert aber den Befallsdruck und erleichtert die abendliche Kontrolle und das Absammeln.

Und zu guter Letzt: Nicht alle Fraßspuren an Gemüsepflanzen sind auch tatsächlich von Schnecken verursacht. Raupen verschiedener Falterarten ernähren sich z.B. von Kohl oder Fenchel. Manchmal sind Vögel wie Tauben oder Spatzen an den saftigen Trieben junger Gemüsepflanzen interessiert. Die Vorliebe von Entenvögeln für Salat erwähnten wir schon. Oder, auch in Ortslagen, tauchen Rehe und Kaninchen auf. Schauen Sie genau hin und entscheiden Sie sich erst dann für eine Bekämpfungsstrategie.